„Kommen Sie doch einfach mal vorbei“, lautet die Einladung von Wilko Wisse und Piet Zwinkels an den angehenden Bundestagsabgeordneten Henri Bontenbal von der CDA. Sie kannten sich bereits von Twitter, wo sie über Energiethemen diskutierten. Der Handschuh wurde abgeholt, ein Datum festgelegt und so kam es, dass die Nummer 17 auf der Liste gestern Duijvestijn Tomaten und Koppert Cress besuchte. Einfach um „jemandem, der in der Kammer sein könnte“ etwas über den Gewächshausgartenbau beibringen zu können, wie es die Initiatoren formulierten. Ted Duijvestijn und Rob Baan nutzten diese Gelegenheit mit beiden Händen.
Ted und Henri auf dem Balkon im ID-Kas
Mehr Energiewissen in der Kammer
Es dauerte nicht lange und Henri stand auf dem Balkon des Tomatengewächshauses in Pijnacker und betrachtete die nachhaltigen Tomaten hinter dem Twitter-Account @DuurzameTomaten. Der Ansatz war ein gutes Gespräch über Energiethemen, aber natürlich gingen viele andere heiße Themen schnell im Rückblick. Was ist zum Beispiel mit Wasser. Oder Arbeit. Oder allgemeiner, das Image des Gewächshausgartenbaus, das Unternehmern nicht immer hilft, ihre Pläne zu verwirklichen.
Henri, 38 Jahre jung mit 13 Jahren Erfahrung in der Energiebranche, derzeit als Energiestratege beim Netzbetreiber Stedin, hat sich als fähiger Energiesparer live im Gewächshaus herausgestellt. Zahlen zu Megawatt und KWK-Kapazitäten beunruhigen ihn sicher nicht. Mit diesem Wissen will er nun „den Hals rausstrecken“, um nach seiner Wahl auf eine intelligentere, effektivere und robustere Energiepolitik hinzuarbeiten. Dazu bedarf es nach Ansicht des angehenden Parlamentsabgeordneten mehr inhaltlichen Kenntnissen über Energie im Haus.
Bei Koppert Cress sprach Henri beim Mittagessen weiter mit Rob Baan.
ODE
In Pijnacker ist es heute beim Thema Energie im Gewächshaus selbstverständlich, dass die ODE diskutiert wurde. Es ist die Abkürzung für den Erneuerbaren Energiespeicher, der im Gewächshausgartenbau so denunziert wird. Eine Energiesteuer, die derzeit nachhaltige Pioniere im Gewächshausgartenbau überproportional stark trifft. Henri nannte die ODE „einen Webfehler“, wobei „vergessen wurde, die Auswirkungen auf die einzelnen Sektoren auf einem Bierdeckel richtig zu berechnen“. Beim Mittagessen bei Koppert Cress zeigten das zustimmende Nicken von Rob Baan sowie Bart van Meurs, der unter anderem den Film ODE for Dummies gemacht hat, ihre Zustimmung. Der Kressezüchter sagte, dass er derzeit eher enttäuscht als wütend ist. "Das ist eigentlich viel schlimmer." Die Corona-Krise und der Einbruch seines Umsatzes durch den Lockdown helfen offenbar nicht, aber besonders stechend ist, dass sich die Regierung laut Rob als unzuverlässig erwiesen hat, weil Nachhaltigkeit nun mit Steuern „bestraft“ wird. Deshalb protestierte auch der Gewächshausgartenbau energisch gegen die ODE. Bisher vergebens.
„Es ist, als würde man jemanden mit 80 % als Strafe für die Nachhilfe in die Schule schicken“, beschreibt der Kressezüchter, der nach der ODE nun wieder aufs Gas zurückgekehrt ist, seine Gefühle. Rob griff übrigens auch in seinen eigenen Busen und räumte ein, dass er bei Einführung der Abkürzung ODE und der Steuerregel nicht sofort die Folgen erkannte, sodass Proteste damals nicht zustande kamen.
Henri im Stuhl am Tisch bei Koppert Cress, wo ihm ua Carola Schouten und Phil Hogan vorausgingen.
Der angehende Abgeordnete und der Kressezüchter waren sich in der ODE-Frage nicht ganz einig. Während Rob, wie viele andere Unternehmer im Gewächshausgartenbau, unter anderem auf die „großen Jungs“ im Rotterdamer Hafen verweist, die dem Tanz mit einer „guten Lobby“ gegenüber der ODE weitestgehend entgehen, will Henri sich fernhalten von „ Sündenbockpolitik" und die Benennung von Schuldigen. Wie zuvor in einem Radiointerview zwischen dem Besuchsprogramm (schließlich ist jetzt auch Wahlkampf angesagt).
Paradox
Wo 'wir' einerseits von Nachhaltigkeit sprechen, andererseits droht 'eine Nachhaltigkeitslösung nach der anderen abzustürzen', wie Henri heute früher bemerkte. Konkret im Fall von Koppert Cress in Form einer Rückkehr zu Gas aufgrund der ODE, während bei Duijvestijn Tomaten eine verpflichtende Modernisierung der Geothermieanlage in diesem Jahr angesichts all der neuen Regelungen immer wieder für Unsicherheit sorgt.
Aber auch anderswo im Gewächshausgartenbau fällt es Unternehmern schwer, Zukunftspläne zu schmieden, ohne Gewissheit über den Kurs der Regierung. Biomasse ist hier ein Beispiel. Der gesellschaftliche Druck auf eine anfangs stark subventionierte alternative Energiequelle führt dazu, dass Unternehmer, die in sie investiert haben, teilweise schon zurückgerufen werden, ohne auch nur etwas aus Biomasse zu verbrennen. Paradoxerweise sieht Henri auch eine Diskussion über Rohstoffe für die Herstellung von Solarpaneelen und die Umweltprobleme im Zusammenhang mit Batterien, wobei es sich um Techniken handelt, die dazu beitragen können, die Niederlande nachhaltiger zu machen und in die erhebliche Investitionen getätigt werden.
Keine ODE mehr
Für Ted, Rob, aber auch für die Initiatoren Piet und Wilko war Henris Besuch eine Gelegenheit, ihre Stimme vielleicht einem der neuen Verfechter der Geschichte des Gewächshausgartenbaus in Den Haag zu vernehmen. Dafür muss allerdings noch gestimmt werden und die Portfolioallokation ist noch nicht erfolgt.
Es ist klar, dass der angehende Abgeordnete im Energiebereich bereits gut ausgebildet ist. Mit Blick auf die künftig notwendigen Debatten und Diskussionen zu Energiethemen wie der ODE schadet das sicherlich nicht. Ginge es nach Henri und der CDA, würden die Niederlande prüfen, ob sie die Energiewende jetzt aus öffentlichen Mitteln bezahlen können und nicht, wie Rob sagt, mit einer „versteckten, gemeinsamen und ungerechtfertigten Besteuerung nachhaltiger Vorgänger“.